Schwäbische Post 14.04.2013
Osternachtsgeheimnis in der Musik
Beim Osterkonzert zum Weihejubiläum
der Salvatorkirche bringen Posaune und Orgel festliche Klänge in das Gotteshaus
Im Veranstaltungsreigen zum 100-jährigen Bestehen der Salvatorkirche hat
natürlich auch die Musik ihren Platz. So gestalteten die beiden Ulmer Künstler
Tobias Rägle (Posaune) und Siegfried Gmeiner (Orgel) ein prächtiges
und festliches Konzert am Samstagabend. Das in großer Anzahl erschienene
Publikum konnte ein fein durchdachtes Programm genießen.
Tobias Rägle
an der Posaune und Organist Siegfried Gmeiner präsentierten Kompositionen,
die den Charme beider Instrumente in Szene setzten. (Foto: opo)
Kompositionen, die den Charme beider Instrumente in Szene setzen und gleichzeitig
einen liturgisch durchdachten Bogen spannen, zeichnen den Abend aus. Deshalb
hat zuerst die Orgel das Wort und Siegfried Gmeiner, Mitglied des ökumenischen
Organistenteams in Ulm, versteht es, die Albiez-Orgel und ihre Stärken
sowie die besondere Akustik im Kirchenraum zur Geltung zu bringen. Der Obertonreichtum
der Orgel und die horizontal angeordneten, so genannten „Spanischen Trompeten“
verströmen einen besonderen Glanz und kennzeichnen gleichsam den Klang
der Orgel.
Mit der festlichen Osterfanfare von Malcolm Archer werden die Ohren für
diese schöne Musik geöffnet. Dann jedoch begibt sich der Organist
hinein in einen liturgischen Spannungsbogen passend zur Osterzeit und singt
das „Exsultet“, den Lobgesang der Osternacht, der den Titel des
Konzerts enthält: „Lasset die Posaune erschallen“.
Im „Canzon Per Basso Solo“ von Girolamo Frescobaldi kommt zum ersten
Mal der herrlich runde Instrumentenklang der Posaune von Tobias Rägle zum
Einsatz. Der Bassposaunist des Philharmonischen Orchesters Ulm und Leiter des
Ensembles „Blechlabor“ fügt sich wie aus einem Guss in den
Klang der Orgel. Bedächtig tritt er die solistische Linie der frühbarocken
Musik an und glänzt später mit der Bassposaune in der Arie „So
schallt die Posaun‘“ aus Händels „Messias“. Zum
erhebenden Erlebnis wird die „Morceau Symphonique“ aus den Händen
des französischen Organisten und Komponisten Alexandre Guilmant. Düster
beginnt es in es-Moll und besticht in langsamem, dichtem Legato. Das Stück
entwickelt sich zu spätem, virtuosem Leuchten in sauberem Dur und geht
so den liturgischen Weg Richtung Auferstehung weiter. Dieser gipfelt im „Hosanna“,
der Fantasie für Bassposaune und Orgel von Franz Liszt. Hier kommt noch
einmal die feine Interpretationsgabe des Solisten und seinem Repetitor an der
Orgel zur Geltung. Zuvor war es der Organist selbst, der mit einer frühen
Komposition von Justin Heinrich Knecht, einem Zeitgenossen Mozarts, begeisterte.
Die tonmalerischen Elemente in „Die Auferstehung Jesu“ sind deutlich
zu spüren und werden durch die Interpretation von Siegfried Gmeiner noch
verstärkt. Die Stille des Grabes, das Beben der Erde, das Emporsteigen
Jesu aus dem Grabe und der abschließende Triumphgesang der Engel sind
kompositorisch umgesetzt und erhalten in der Musik ihre Ausdruckskraft. Für
den langen, herzlichen und anerkennenden Applaus des Publikums bedankten sich
die beiden Künstler mit einem stilvollen Abendlied des schwedischen Zeitgenossen
Jan Sandström.
Sibylle Schwenk