CD "Gegrüßet seist du Maria"

Mariengesänge und marianische Orgelmusik von Gregorianik bis Gospel


Jean Titelouze (1563-1610)

"Ave maris stella" trois versets

Sei gegrüßt, Stern des Meeres, erhabene Mutter Gottes, allezeit Jungfrau, selige Pforte des Himmels. / Du empfingst jenes Ave durch des Engels Mund. Gründe uns im Frieden, wende Evas Namen. / Löse der Sünder Fesseln, bringe Licht den Blinden, vertreibe von uns Böses und erbitte uns das Heil.

Der Text des Hymnus "Ave maris stella" stammt aus dem 8. Jahrhundert, die gregorianische Melodie aus dem 11. Jahrhundert. Der Hymnus bildet das Eingangslied der Vesper an Marienfesten. Der Komponist Jean Titelouze war Geistlicher und Organist an der berühmten Kathedrale in Rouen. Er gilt als der Begründer der frühen barocken französischen Orgeltradition.

 

II
J. Eccard (1553-1611)
"Über's Gebirg Maria geht"

Diese Motette des Königsberger Hofmusicus Johannes Eccard ist sehr beliebt und bekannt. Ihr liegt das Evangelium der Begegnung von Maria und Elisabeth zugrunde, die sich bei Lukas (Lk 1, 39-46) findet. Das Patrozinium "Maria Heimsuchung" der Blaubeurer Stadtpfarrkirche ist dieser Begegnung gewidmet.


III
O. Malling (1848-1915)
"Maria begegnet Elisabeth"


Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

Lk. 1, Verse 39-46

Auch der dänische Organist Otto Malling greift in seinem Tonbild "Die heilige Jungfrau" op.70, die Begegnung von Elisabeth und Maria auf. Wie vom Komponisten vorgesehen, wird die Lukasstelle parallel zur Musik gelesen.
Malling wirkte als Organist in Kopenhagen, zuletzt in der Vor Frue Kirke.
Außerdem war er Komponist von Orchesterwerken und Professor am Kopenhagener Musikkonservatorium.


IV
Heinrich Lang (1858-1919)
Choral und Choralfantasie: "Den Herren will ich loben"

1. Den Herren will ich loben, / es jauchzt in Gott mein Geist; / denn er hat mich erhoben, / dass man mich selig preist. / An mir und meinem Stamme / hat Großes er vollbracht, / und heilig ist sein Name, / gewaltig seine Macht.
2. Barmherzig ist er allen, / die ihm in Ehrfurcht nahn; / die Stolzen lässt er fallen, / die Schwachen nimmt er an. / Es werden satt aufstehen, / die arm und hungrig sind; / die Reichen müssen gehen, / ihr Gut verweht im Wind.
3. Jetzt hat er sein Erbarmen / an Israel vollbracht, / sein Volk mit mächtgen Armen / gehoben aus der Nacht. / Der uns das Heil verheißen, / hat eingelöst sein Wort. / Drum werden ihn lobpreisen / die Völker fort und fort.

Bei Ihrer Begegnung mit Elisabeth wird Maria mit prophetischen Worten empfangen. Maria antwortet mit einem psalmartigen Lobpreis, dem Magnificat. Die hier vorliegende Textfassung ist eine Nachdichtung dieses Lobpreises, die sich auch im Gotteslob findet.
Der Komponist Heinrich Lang stammt aus Laichingen, Sohn einer Bauern- und Weberfamilie. Schon mit 5 Jahren las er die Bibel und galt als Wunderkind. Aus dem "Heinerle vo Loechna" wurde ein hochgeachteter Orgelvirtuose, der am Stuttgarter Konservatorium als Musikprofessor und an der Stuttgarter Stiftskirche als Kirchenmusiker wirkte.


V
Alexandre Guilmant (1837-1911)
Six Versets sur le magnificat, op. 49

Magnificat anima mea Dominum,
et exsultavit spiritus meus in Deo salvatore meo.
Quia respexit humilitatem ancillae suae.
Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes.
Quia fecit mihi magna, qui potens est,
et sanctum nomen eius.
Et misericordia eius in progenies et progenies
timentibus eum.
Fecit potentiam in brachio suo,
dispersit superbos mente cordis sui.
Deposuit potentes de sede
et exaltavit humiles.
Esurientes implevit bonis
et divites dimisit inanes.
Suscepit Israel puerum suum,
recordatus misercordiae.
Sicut locutus est ad patres nostros,
Abraham et semini eius in saecula.

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. / Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter! / Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. /
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. / Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten; / er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind, er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. / Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. / Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, / das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. (Lk 1,46-55)

2011 ist der 100ste Todestag von Alexandre Guilmant. Der aus Boulogne-sur-Mer stammende Musiker brachte es als Lehrer, Orgelvirtuose und -komponist in Paris zu großem Ansehen. Seine Orgelmusik bildet den Ausgangspunkt der großen romantisch-symphonischen französischen Orgelmusik. Mit seinen Magnificatversetten greift er die Tradition auf, die Verse des Magnificats musikalisch zu umrahmen und zu deuten.


VI
Alexandre Guilmant (1837-1911)
"Sortie pour la fête de l’Assomption de la Sainte Vierge"

Zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel komponierte Alexandre Guilmant eine festlich schwungvolle Ausgangsmusik, in der er einen alten Marienhymnus verarbeitet.


VII
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
"Agnus Dei" aus der Krönungsmesse KV 317

Die Krönungsmesse ist nicht einem weltlichen Herrscher gewidmet, sondern wurde von Mozart zum Fest Maria Krönung für die Salzburger Wallfahrtskirche Maria Plain bei Salzburg komponiert. Das Agnus dieser Messe ist für Sopransolo vorgesehen.


VIII
Ludwig Boslet (1860-1951)
Fantasie über "Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn"
Der Pfälzer Boslet konnte in Stuttgart bei Faisst und in München bei Rheinberger seine Musiklehrerausbildung vervollkommnen. Nach Stationen als Kirchenmusiker in Ludwigshafen und St. Ingbert wurde er 1911 Trierer Domorganist. Dieses Amt übte er bis 1941 aus. Er war ein Freund Heinrich Langs, ihm widmete er seine 5. Orgelsonate.


IX

Antonin Dvorák (1841–1904)
Ave Maria, für Sopran und Orgel, op. 19
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Der weltberühmte tschechische Symphoniker Dvorák kam als junger Mann an die Organistenschule in Prag und schlug zunächst die Kirchenmusiklaufbahn ein. Aus dieser frühen Zeit stammen viele seiner geistlichen Werke, auch das vorliegende romantische Ave Maria.


X
Nicholas Choveaux (1904-1995)
Toccata "Laßt uns erfreuen herzlich sehr"

Eine furiose Toccata im französischen Stil über das österliche Marienlied:

Lasst uns erfreuen herzlich sehr, Halleluja, / Maria seufzt und weint nicht mehr. Halleluja. / Verschwunden sind die Nebel all, es glänzt der lieben Sonnestrahl, Halleluja.

Nach der Einleitung führt Choveaux die Choralmelodie im markant geführten
Doppelpedal im Bass, die darüber gelegten, fließenden Akkordreihungen, die sich harmonisch aufhellen, deuten das Licht des auferstandenen Christus an, das sich durch die Nebel die Bahn bricht.
Choveaux war ein sehr bekannter Organist und Musikdirektor in England. Er spielte einige Uraufführungen von Orgelwerken Sigfrid Karg-Elerts (1877-1933) und war Mitbegründer und Direktor der Karg-Elert-Gesellschaft.


XI
Joseph Haas (1879-1960)
"Es blühn drei Rosen"
aus "Marienlieder" op. 57

Es blühn drei Rosen auf einem Strauch, sie blühn all drei ins Himmelreich.
O Maria überall, wir grüßen dich viel tausendmal.
Was trägt Maria unter ihrem Schoß? Ein kleines Kindlein, nackt und bloß.
Was trägt Maria auf ihrem Arm? Ein kleines Kind, dass sich unser erbarm.
Was trägt Maria in ihrer Hand? Ein Zepter, den hat ihr der Sohn erlangt.
Was trägt Maria auf ihrem Haupt? Die Krone, die hat ihr Gott, der Herr, erlaubt.

Das volkstümliche schlesische Marienlied wurde von Joseph Haas mit neuer Melodie vertont. Haas stammt aus dem Nördlinger Ries, und wurde Musikprofessor zunächst in Stuttgart, dann in München.

XII
Salve Regina (Hail holy queen) traditional/Gospel


Dieser mitreißende Gospel erlangte durch den Filmklassiker "Sister Act" mit Whoopie Goldberg weltweite Bekanntheit. Interessant ist, dass der Gospel sich von einem Marienlied ableitet, das deutsche Siedler mit nach Amerika brachten. Der Text ist angelehnt an den Marienhymnus "Salve regina".

Sei gegrüßt, Königin des Himmels, du Mutter der Barmherzigkeit und der Liebe. Triumphiert Cherubin und Seraphin, Himmel und Erde singe: Gegrüßet seist du Königin. Du unser Lebens Süße, unsere Hoffnung in Sorge und Bedrängnis, o Maria.

XIII
"Salelaka Mokonzi" - Marienlied aus dem Kongo


Diene dem Herrn, du wirst daran Freude haben. Groß ist die Liebe Gottes, deshalb hat er uns Jesus, den Eröser gesandt. Der Engel sprach zu Maria, sie werde Christus den Retter gebären. Ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.


Danke an Dietmar Ernst für Bearbeitung und Übersetzung und an Thomas Atzinger für die percussive Unterstützung.


XIV
Max Reger (1873-1916)
"Mariä Wiegenlied" aus op. 60


Mit diesem Lied schuf der zum Protestantismus übergetretene Reger eines der beliebtesten Werke der Kunstliedgattung. Er greift die volkstümliche Melodie des Weihnachtslieds "Joseph, lieber Joseph mein" auf, die er kunstvoll und harmonisch raffiniert erweitert.

Maria sitzt am Rosenhag und wiegt ihr Jesuskind, durch die Blätter leise weht der warme Sommerwind. Zu ihren Füßen singt ein buntes Vögelein: Schlaf, Kindlein, süße, schlaf nun ein! Hold ist dein Lächeln, holder deines Schlummers Lust, leg dein müdes Köpfchen fest an deiner Mutter Brust! Schlaf, Kindlein, süße, schlaf nun ein!


Anita Steuer studierte Gesang, Musik- und Gesangspädagogik am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg u.a. bei Jan Hammar und Elizabeth Richards. Ihre Ausbildung konnte sie bei bei Meisterkursen von Henriette Meyer-Ravenstein und Dennis Heath vervollkommnen. Von 2004 bis 2008 war sie Sopranistin im Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius, verbunden mit Konzerten in ganz Europa, Amerika und Asien. Seit 2000 arbeitet sie an der Städtischen Musikschule in Senden und freiberuflich als Sängerin, Gesangslehrerin, Chorleiterin und Chorstimmbildnerin.

Siegfried Gmeiner ist als ökumenischer Organist in Ulm an der St. Georgs- und an der Martin-Luther-Kirche tätig. Von 1996-2005 war er Chorleiter des Ulmer Paul-Gerhardt-Chors. 2008 war er Preisträger beim Orgelwettbewerb für gottesdienstliches Orgelspiel der Württembergischen Landeskirche in Stuttgart. 2010 Erschien beim Hänssler-Verlag die CD "Sie folgten dem Stern" mit Orgelmusik und Texten zum Fest Dreikönig mit Bundesministerin Dr. Annette Schavan. Seit 2004 dokumentiert er die Ulmer Orgellandschaft im Internet: www.ulmer-orgeln.de.

2010 Gestalteten Anita Steuer und Siegfried Gmeiner in der Ulmer St. Georgskirche ein vielbeachtetes Benefizkonzert "die Propheten des alten Testaments" für die neue Ulmer Synagoge, eine CD Produktion folgte.
ausführliches Konzertprogramm: Propheten

 

Die Gemeinde Maria Heimsuchung in Blaubeuren erhielt im Jahr 2010 eine hervorragende neue Orgel des Schweizer Orgelbauers Mathis. Das Instrument mit zwei Manualen und 20 Registern überzeugt optisch, technisch und klanglich, eine Perle in der Orgellandschaft des Blautals. Einmalig ist die dynamische Wirkung, die sich mit dem kräftig disponierten Schwellwerk erzielen lässt.

http://www.ulmer-orgeln.de/orgeln/blaubeuren-maria/blaubeuren-maria.htm