Die Orgelbauwerkstätte LINK in Giengen
von Hans-Martin Braunwarth

Die Zwillingsbrüder JOHANN (1821-1871) und PAUL LINK (1821-1891) gründeten im Jahre 1851 in Giengen an der Brenz eine eigene Orgelbauwerkstätte. Den Beruf des Orgelbauers erlernten die Brüder in ihrem Heimatort Spaichingen beim dort ansässigen Orgelmacher ANTON BRAUN.
Weitere wichtige Impulse erhielten die beiden Brüder bei EBERHARD FRIEDRICH WALCKER in Ludwigsburg, dem wohl innovativsten Orgelbauer der damaligen Zeit.
Durch die Errichtung ihrer ersten eigenen Orgel, dem „Opus 1“, welche sie für die Stadtkirche in Giengen erbauten, nutzten sie dort die Gelegenheit zur Firmengründung.

In den ersten beiden Jahrzehnten der Firmenexistenz erbauten die GEBRÜDER LINK hauptsächlich kleinere ein- und zweimanualige Instrumente für die Stadt- und Dorfkirchen der Ulmer und Heidenheimer Alb, Hohenlohe und Oberschwaben.
Als im Jahre 1885 die erste Orgel nach Übersee – das Werk kam in der St. Annen-Kathedrale im indischen Bombay zu stehen – gebaut wurde, war dies der Auftakt für die Expansion der Orgelbauwerkstätte, die sich zu einer der größten und erfolgreichsten Betriebe in Süddeutschland entwickeln sollte.
Ab etwa 1890 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte die Firma ihre quantitativ produktivste Phase. Vom Werk am Firmenstammsitz in Giengen und dem Zweigbetrieb im belgischen Namur verließen in dieser Zeit nicht weniger als rund 450 neue Orgeln die Werkstätten, die ihre Aufstellungsorte in ganz Europa, Südamerika, der damaligen deutschen Kolonie Südwestafrika, Indien, China und Japan fanden. In diesen Zeitraum fiel außerdem auch der Bau des größten Instruments der Werkstätte LINK: Das im Jahre 1910 erbaute Werk für die Ulmer Pauluskirche mit ihren 58 Registern wurde zusammen mit dem neu erbauten Gotteshaus im Beisein der württembergischen Königsfamilie eingeweiht.

Schwere Zeiten hatte die Werkstätte LINK während der beiden Weltkriege zu überstehen, praktisch die gesamte Belegschaft war jeweils zum Kriegsdienst eingezogen worden.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg beginnende Zusammenarbeit mit HELMUT BORNEFELD, der in Gestalt der Orgelbaufirma LINK einen geeigneten Partner zur Verwirklichung seiner Orgelprojekte gefunden hatte, führte die Werkstatt zu einer zweiten Blüte des Orgelneubaus.

Seitdem in den 80er Jahren die Tätigkeit der Orgelkonservierungen begannen, werden parallel neben den wieder nach klassischen Bauprinzipien errichteten Orgelneubauten historische Instrumente aus dem 18., dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert fachgerecht restauriert.

Seit dem Jahre 2003 firmiert die Werkstätte unter dem Namen „Giengener Orgelmanufaktur GEBRÜDER LINK GmbH“ und kann seit ihrer Gründung auf die große Zahl von rund 1090 neu erbauten Orgeln blicken.